Nachdem im Oktober vergangenen Jahres bereits Performance- Künstler aus Asien von Herrn Meyer an die Schule geholt wurden, waren am 5. Juni 2019 Künstler aus Quebec in Kanada bei uns am Gymnasium Groß Ilsede zu Gast. Dafür hatte der Kurs Darstellendes Spiel aus dem 11. Jahrgang wieder die Möglichkeit bekommen, einen Workshop von Julie Andrée T. und Etienne Boulanger zu erhalten, die sowohl im Duo als auch allein performen.
In einer kurzen Einführung im Computerraum präsentieren die Künstler Ausschnitte ihrer Arbeit in kleinen Videos, die beeindruckend, faszinierend und anspruchsvoll auf die Schüler wirken. Zur Beruhigung kündigen die beiden mit einem Lächeln an, dass sie nicht gleich mit dem Hängen an Wänden oder Herabfallen von Leitern beginnen würden. So geht es also zurück in den Kunstraum, wo der Workshop in entspannter und lustiger Atmosphäre beginnt.
Dass es bei der Performance Art unter anderem um ein gutes Körpergefühl geht, kannte der Kurs bereits vom letzten Workshop und so sollte auch dieser beginnen: Nach einem allgemeinen Stretching-Programm bekommt zunächst jeder Schüler einen Bambusstab in die Hand gedrückt und soll sich einen beliebigen Punkt im Raum und eine Körperstelle suchen, zwischen denen er den Bambusstab einklemmen und für 10 Sekunden halten kann. „Change!“, tönt es mehrmals durch den Raum; die auffordernden Worte Julies, um die Schüler zu animieren, möglichst viele Möglichkeiten zu finden. Dies ist auch gleichzeitig eine kleine kreative Aufgabe.
Als nahezu alle Punkte im Raum abgearbeitet sind, gibt es eine neue Aufgabe: Die Schüler sollen zunächst zu zweit, dann in der ganzen Gruppe Bambusstäbe zwischen sich einklemmen und sich durch den Raum bewegen: Eine Übung für Körper und Geist, stellen die Schüler schnell fest.
Das Warm-up zeigt den Schülern, dass es auch bei der Performance manchmal nicht ohne Training und intensive Vorbereitung geht. Dies rief direkt die erste kleine Improvisationsaufgabe auf den Plan.
Die Schüler haben drei Stühle zur Verfügung, die sie für 45 Sekunden beliebig nutzen konnten. Ein wenig überrumpelt, ging es also der Reihe nach los und es entstanden lustige, wacklige oder kreative „Kunstwerke“ aus Stühlen – jeder interpretiert die Aufgabe anders und auch die Wirkung ist verschieden. Als alle einmal dran waren, schildern Julie und Etienne ihren Eindruck davon, was die Schüler fabriziert hatten. Sie geben wertvolle Tipps, wie etwa Raum und Publikum in die Improvisation zu integrieren und jeder Schüler darf es noch einmal versuchen: Durch die neu entdeckten Möglichkeiten verbesserte sich auch jede einzelne Performance und auch für die anderen waren die Werke ihrer Mitschüler interessanter und vielfältiger. Die Künstler bringen immer wieder neue Ideen und Gegenstände mit ein und, besonders als zu zweit improvisiert wird, gewannen die Schüler an Mut und Einfallsreichtum.
Dies sollte auch für die Gruppen-Performance von Bedeutung sein: In Zweier oder Dreier- Gruppen überlegten sich die Schüler, wie sie beliebige Gegenstände und die „neuen“ Medien, Stimme und Geräusche in eine einminütige Performance integrieren und damit und natürlich mit ihren Mitschülern interagieren. Auch hier geben Etienne und Julie Tipps und Tricks und fordern jede Gruppe auf, etwas, das sie jedem persönlich leise vorgaben, in ihrer Aktion zu ändern. Somit kommt jeder Schüler endgültig aus seiner Komfortzone hinaus und einzelne singen Popsongs oder Kinderlieder, andere verdreifachen die Geschwindigkeit ihrer Aktionen, andere hüpfen auf der Stelle und, und, und…
Manchmal muss man eben ein fremdes Gebiet aufsuchen, um seinen Horizont zu erweitern, neue Wege und Möglichkeiten zu entdecken, kreative Umsetzungen zu finden, neue Dinge zu lernen und alles schließlich für sich nutzen zu können, in seine eigene Arbeit zu integrieren und daraus Kraft zu schöpfen.
Dies waren die abschließenden Worte des Workshops und ausnahmslos jeder hat aus diesen Worten etwas für sich mitnehmen können. Wir danken Herrn Meyer, dass er zum zweiten Mal unseren Kurs für den Workshop ausgewählt hat, und den Künstlern, die uns einen lustigen und lehrreichen Vormittag ermöglicht haben!
Johanna Prediger, 11.Jahrgang